Herbsttagung 2013

Gemeinsame Herbsttagung des Zahnärztlichen Vereins und der Landeszahnärztekammer
 
Am 07.09.2013 konnte der Präsident des Zahnärztlichen Vereins zu Frankfurt von 1863, Prof. Dr. mult. Robert Sader, im Hörsaal der Landeszahnärztekammer Hessen über 180 Kollegen zur gemeinsamen Fortbildungsveranstaltung des Vereins und der Kammer begrüßen.
Prof. Sader wies auf das 150-jährige Stiftungsfest am 08. November dieses Jahres hin. Im Kaisersaal des Römers können sich die Festgäste auf Grußworte von Prof. Dr. Dr. Henning Schliephake (DGZMK), Dr. Peter Engel (KZBV), Dr. Jürgen Fedderwitz (BZÄK), Dr. Kosta Schopow (Dr. Senckenbergische Stiftung) und die Festrede von Prof. Dr. Giovanni  Maio aus Freiburg freuen.

Fr. Dr. Antje Köster-Schmidt

Für die Landeszahnärztekammer Hessen begrüßte das Mitglied des Vorstandes, Frau Dr. Antje Köster-Schmidt, die anwesenden Kammermitglieder und die Referenten. Sie gab Ihrer Freude Ausdruck, dass es in den Zeiten des e-Learnings so eine große Resonanz für eine persönliche Fortbildung gibt. Gleichzeitig zollte sie dem Verein Lob für die Reihe „Eine Abteilung stellt sich vor“, die eine Verbindung zwischen dem niedergelassenem Zahnarzt und den Hochschulen schafft.

Vor der Preisverleihung des Promotionspreises stellte Prof. Sader den Anwesenden den „Förderpreis für besonderes kollegiales Engagement“ vor, der seit einigen Jahren  in jedem Examenssemester des Carolinums von der zahnärztlichen Gesellschaft in Hessen und dem Zahnärztlichen Verein zu Frankfurt am Main von 1863 gemeinsam verliehen wird. Die Situation im Carolinum, so Prof. Sader, werde für die Studierenden immer schwieriger, es gäbe fast nur noch ein Gegeneinander kaum noch ein Miteinander. Es besteht nach Einschätzung vieler auch ein dringender Reformationsbedarf der Approbationsordnung, die immerhin aus dem Jahre 1955 datiert, so Prof. Sader.

Dr. Janos Oettler Prof. Dr. mult Robert Sader

Dann kam es zur Verleihung des Friedrich-Kreter-Promotionspreises des zahnärztlichen Vereins. Den Preis errang dieses Jahr Herr Dr. Janos Oettler von der Klinik und Poliklinik für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie / Plastische Chirurgie des Universitätsklinikums Jena. Die unter Leitung von Prof. Dr.  Dr. Stefan Schultze-Mosgau entstandene Arbeit trägt den Titel: „Untersuchung des Einflusses des Weichgewebemanagments bei Insertion und Freilegung auf den funktionellen Langzeiterfolg dentaler Implantate“ Der Preisträger nahm aus der Hand des Präsidenten die Urkunde, den Scheck und den traditionellen Bembel mit dem Vereinswappen entgegen. In einem Vortrag stellt Dr. Oettler dann dem Auditorium die Ergebnisse seiner Arbeit vor. Seit 30 Jahren ist die Implantologie als zahnärztliche Therapie etabliert, der Knochen sei nun fast beherrscht aber beim Weichgewebemanagment gibt es noch Probleme, so Dr. Oettler. Dabei sind gesunde Schleimhautverhältnisse für die Ästhetik und die Schaffung einer stabilen Gewebebarriere für den Erfolg entscheidend. Dr. Oettler untersuchte verschiedene Methoden bei Insertion und Freilegung und deren Auswirkung auf den crestalen Knochenabbau. Dabei kam er zu dem Ergebnis, dass die crestale Inzision bei der Insertion als „Goldstandard“ gelten darf, aber die Freilegung den viel größeren Einfluss auf einen möglichen Knochenabbau hat. Dieser findet  vor allem im ersten Jahr statt. Deswegen sollte die Art der Freilegung für jeden Patienten und seine Risikofaktoren individuell geplant werden.

Prof. Dr. Roland Frankenberger

Im zweiten Teil des Vormittags stellte dann Prof. Dr. Roland Frankenberger, Direktor der Abteilung für Zahnerhaltung der Philipps-Universität Marburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung  „seine“ Abteilung vor.

Mit der Frage „Wo kommt der Erfolg in der Adhäsivtechnik her?“ stellte er eine Studie von 68 Klasse II Composite-Füllungen vor, die nicht an der Universität sondern in Praxen gelegt wurden. Nach 8 Jahren sind noch 98,5% Füllungen in Funktion. Prof. Frankenberger sieht eine häufige Ursache für das Versagen von Composite-Füllungen in der unzureichenden Fotopolymerisation.

Hier gibt es große Unterschiede in der Qualität der Polymerisation zwischen den Behandlern, aber auch zwischen Behandlern und Helferinnen.

Nach einem eindrucksvoll bebilderten Abriss über die Möglichkeiten der Adhäsivtechnik in der Front kam Prof. Frankenberger zur „Königsdisziplin“, den Keramikinlays und Keramikteilkronen. Er stellte eine prospektive Studie vor, die jetzt ins 16. Jahr geht. Bis jetzt lässt die Studie folgende Aussagen zu:  Die dualhärtenden Zemente sind den lichthärtenden überlegen, Versorgungen frakturieren hauptsächlich nach 4 und nach 10 Jahren und das Auffüllen von approximalen Kästen mit Composite erspart viel Ärger und verringert dabei nicht die Lebensdauer der Versorgung. Am besten hätte sich selektive Schmelzätzung und selbstätzendes Dentinbonding zur Vermeidung von postoperativen Sensibilitäten bewährt. Prof. Frankenberger wies nochmal auf das keramikgerechte Präparieren hin, also möglichst keine vertikalen Flächen und nur abgerundete Ecken.
Danach brach der Referent noch eine Lanze für das Reparieren von Composite-Füllungen, das die Zahnhartsubstanz schont und der Neuanfertigung ebenbürtig ist.

Dr. Matthias Roggendorf

Danach berichtete OA Dr. Matthias Roggendorf „aus der Tiefe des Kanals“ und konzentrierte sich mit seinem Bericht über die Instrumente auf ein „heißes Thema“. Nach einem Abriss über die bekannten Probleme der Kanalanatomie und ihrer 2-D-Darstellung im Röntgenbild zeigte er eindrucksvolle Mikro-CT-Bilder von Wurzelkanälen. Er ging auf die neuen S-förmigen Instrumente M-Two©, Reciproc© und F360© ein, die im Gegensatz zu den Wurzelinstrumenten „älteren“ Designs  eine bessere Schneidleistung haben. Ganz neu sind die „self-adjusting-files“, Einweg Hohlinstrumente die vibrierend mit einer Innenspülung des Instruments eine echte dreidimensionale Aufbereitung des Kanals vornehmen.

Die überwiegend sehr positive Literatur, die Dr. Roggendorf vorstellte, spricht von einer intelligenten Aufbereitung, da sich das Instrument an den Kanal anpasst. Die Kosten von 40$ pro Instrument und die Erfordernis, einen eigenen Antrieb für die Instrumente anzuschaffen, stehen dieser Neuerung aber noch im Weg.
Als Vorschlag, die Reinigungsleistung im Kanal zu steigern, berichtete Dr. Roggendorf über die Aktivierungstechniken mit Ultraschall und die Reinigung mit Endo-Bürstchen, die beide eine beeindruckende Steigerung der Reinigungsleistung erzielen.

Dr. Vera Vosen

Fr. Dr. Vosen sprach dann als letzte Referentin über die Mikrorissbildung durch Wurzelkanalaufbereitung und –füllung. Die vertikale Wurzelfraktur sei eine häufige Ursache für den Misserfolg einer endodontischen Maßnahme bei schwieriger Diagnostik und oft atypischen Symptomen. Die Gründe sind massiver Druck bei Stiftinsertion und lateraler Kondensation und eine Kanalerweiterung um mehr als 40%. In Marburg wurden 8 Aufbereitungssysteme hinsichtlich ihrer Tendenz zur Mikrorissbildung im Wurzeldentin untersucht. Die Tendenz der Hersteller die Instrumente durch eine erhöhte Konizität frakturresistenter zu gestalten, führt zur vermehrten Rissbildung im Dentin. Hier schnitten die Instrumente von ProTaper rotary© und S-Apex© am schlechtesten ab.

Das Auditorium dankte der Abteilung von Prof. Frankenberger für die eindrucksvolle und informative Präsentation mit langem Applaus und ließ diese gelungene Fortbildungsveranstaltung bei hessischen Spezialitäten vom Buffet ausklingen.