Fortbildung
Frühjahrsfortbildung 2010 |
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"Einblicke in Aufbisse" war der Titel der Fortbildungsveranstaltung zu welcher der Zahnärztliche Verein zu Frankfurt am Main von 1863 e.V. eingeladen hatte. Am 17. März erfreuten sich 90 interessierte Teilnehmer im ZZMK Carolinum an einer erfrischenden Vortragsreihe "Zahnheilkunde aktuell" mit umfassender Beleuchtung der Thematik aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Eröffnet wurde die Tagung mit Grußworten des Präsidenten und des Vizepräsidenten des Zahnärztlichen Vereins Herrn Prof. R. Sader und Herrn Dr. F. Berger.
Dr. Berger, Prof. Sader |
Aus aktuellem Anlass wurde auf eine neue Einrichtung in Frankfurt hingewiesen, die auf große Resonanz in den Medien stieß. Kollege Berger zeigte einen Kurzfilm, der am Vortage im Hessischen Rundfunk gesendet worden war. Dieser zeigte unter anderem Herrn Dr. G. Schulz-Freywald sowie Frau ZÄ Agnes d'Albon bei der Einweihung der Straßenambulanz. Frau d'Albon baute eine zahnärztliche Sprechstunde in der Elisabeth-Straßenambulanz auf. Diese Ambulanz der Caritas in der Klingerstraße 8 kümmert sich um Wohnungslose, beherbergt in den Räumen eine Zahnarztpraxis mit zwei Behandlungszimmern und ist das einzige niedrigschwellige Angebot zur Versorgung Wohnungsloser in Hessen. In kurzen Statements erläuterten sie Sinn und Idee der Einrichtung. Als Gründe für die Mitarbeit in dieser neuartigen Institution wurde unter anderem angegeben, es sei ein Zeichen der Dankbarkeit für die gute Ausbildung und den beruflichen Erfolg. Letztlich seien die Kosten eines Zahnmedizinstudiums nicht unerheblich und würden auch von den Bürgerinnen und Bürgern eines Landes mitfinanziert.
Die Versorgung der Patientinnen und Patienten in dieser Ambulanz übernimmt ein Team von mehr als 20 Zahnärztinnen und Zahnärzten aus Frankfurt und Umgebung, die sich dort ehrenamtlich engagieren. Die Finanzierung der Praxisausstattung, Geräte und Instrumente erfolgt durch Spenden von Dentalfachfirmen und Zahnärzten.
Anschließend folgten die eigentlichen Beiträge des Abends. Prof. S. Kopp
Prof. Kopp, Prof. Sader |
eröffnete den Reigen, in dem er auf die unterschiedlichen Aspekte von Aufbissbehelfen hinwies und konkludierte, dass man mit einer Relaxierungsschiene zunächst einmal nichts falsch machen könne. Dass aber das therapeutische Spektrum weit darüber hinausgeht, nahm einen Großteil seines Vortrags in Anspruch. Nach einer ausführlichen, sorgfältigen Anamnese und Untersuchung finde eine manuelle Funktionsanalyse, danach ein Körper- bzw. Rückenscan statt, um Fehlhaltungen zu erkennen und sie in die Therapie mit einzubeziehen. Oftmals seien es nicht nur Knacken und Reiben im Kiefergelenk, eingeschränkte Unterkieferbeweglichkeit, sondern auch Blockierungen der Halswirbelsäule bis hin zu Beschwerden der Wirbelsäule, der Knie oder sogar der Füße, die zu den häufigen Erscheinungsbildern der CMD gehören. Eine klinisch manifestierte Fehlfunktion des Unterkiefers werde mit Hilfe der instrumentellen Funktionsanalyse präzisiert, um dann mit einem Aufbissbehelf behandelt zu werden. Dass ein Aufbissbehelf nicht stören muss, zeigte Prof. Kopp eindrucksvoll, trug er doch während seines Vortrags die gesamte Zeit einen solchen im Mund und sie dürfen versichert sein, dass man ihn vollends und umfassend verstand und seine Aussprache zu keinem Zeitpunkt undeutlich wurde.
Eine enge Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten bietet sich an, um eine Verbesserung der gewonnenen Befunde im Team zu verifizieren. Herr Wolfgang Stelzenmüller
W. Stelzenmüller |
zeigte schlüssig, wie eine Kooperation aussehen sollte und welche Punkte in der Zusammenarbeit wichtig sind. Keine noch so kleinen Details blieben im Verborgenen, denn er beobachtet seine Patienten sehr genau schon beim Hereingehen in das Behandlungszimmer. Der Blick auf den Patienten verrate schon beim ersten Hinsehen erste Befunde. Mithilfe von manueller Therapie würden Beschwerden gelindert und die Befunde verbessert. Querfriktionen, Wärmeanwendungen und Hilfe zur Selbsthilfe z.B. durch Selbstbeobachtung und Hilfe zur Entspannung bei Stresssituationen seien die hauptsächlichen Aspekte. Eine Nachjustierung eines vorhandenen Aufbissbehelfs wird empfohlen.
Wie die instrumentelle Analyse "state of the art" erfolgen kann, zeigte im letzten Beitrag Herr Prof. O. Winzen,
Prof. O. Winzen |
der anhand einer neuartigen Methode der Restauration, welche mittels opto-elektronischer Registrierung und Repositionierung eine Zentrikregistrierung erlaube. Diese weise aufgrund der Computerkontrolle eine sehr hohe Genauigkeit und erleichtere die Rehabilitation des stomatognathen Systems. In die Entwicklung dieses Systems seien jahrelange Vorbereitungen eingegangen, die sich in dem System Freecorder BlueFox ® widerspiegelten. Die genaue Reproduktion einer zentralen Position der Kondylen und die Aufzeichnung der Gelenkbahnen bei Exkursionsbewegungen des Unterkiefers seien die Basis für die Programmierung eines Artikulators und damit unerlässlich für eine komplexe prothetische Restauration oder für die Behandlung einer CMD und Erstellung eines Aufbissbehelfs. Darüber hinaus gab Prof. O. Winzen Hilfestellung zu Abrechnungsfragen und rundete damit den Vortragsteil des Abends ab.
Beim abschließenden kleinen Imbiss wurde das Gehörte im Gespräch vertieft und mit persönlichen Begegnungen im kollegialen Rahmen garniert.
Von Dr. Thomas Staudt
Zuletzt geändert am: 26.09.2012 um 10:41
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