Fortbildung

Frühjahrsfortbildung 2011

Fortbildung >> Rückblick
Mensch versus Maschine
– CAD/CAM Fertigung von Zahnersatz -
 
Unter diesem Motto stand die diesjährige Frühjahrsfortbildung des zahnärztlichen Vereins zu Frankfurt am Main von 1863 e.V., die zu wiederholten Mal im großen Hörsaal des Carolinums stattfand. Traditionell wird in dieser Fortbildungsreihe ein Thema von zwei Referenten kontrovers beleuchtet.

Der Präsident des Vereins Prof. Dr. mult. Robert Sader begrüßte an diesem Abend zwei namhafte Experten: Zahntechnikermeister Stefan Schunke aus Fürth und Dr. Jan Hajto aus München.

 
Herr Schunke begann seinen Vortrag mit der Angst der Zahntechniker vor der computerisierten Rationalisierung und stellte dem Auditorium die Frage: „Leidenschaft CAD/CAM oder schafft CAD/CAM Leiden?“

 

Nach einem Überblick über die verschiedenen rechnerunterstützten Fertigungsmethoden von Kopierfräsen, dem Cerec-Verfahren bis zum typspezifischen Generieren von Frontzähnen am Computer kam er zu der Schlussfolgerung, dass das Wissen und Handling des Anwenders im-mer noch entscheidend sei und keine Maschine per se gute Ergebnisse liefere.
In Bezug auf das verwendete Material erläuterte der Referent, dass CAD/CAM bei Zirkon sehr problematisch sei. Das ärgerliche Chipping von Verblendungen sei noch nicht gelöst, da im Gegensatz zur Metallkeramik die Werkstoffkunde noch nicht erklären könne, wie die Verblendkeramik eigentlich auf den Zirkongerüsten hält. Der Fehlermöglichkeiten gäbe es viele, vor allem wegen der falschen Unterstützung durch die Gerüste
  ZTM Stefan Schunke
 

 

Fast alle gefrästen Arbeiten müssten noch von Hand nachgearbeitet werden, und sei es das Polieren von Bohrschablonen.
Zum Anforderungsprofil von am Computer generierten Kauflächen sagte Herr Schunke, dass noch kein Programm die Funktionsflächen des Höcker-Fissurenreliefs, wie zum Beispiel die Protrusionsflächen von Knirschern, erzeugen könne. Genauso wenig seien komplexe Fälle zu behandeln, da Weichgewebe und Gaumen noch nicht dargestellt werden können.
Bei aller Technikbegeisterung des Referenten sieht er doch eher eine Mehrarbeit als Vorteile. „Technik ersetzt nicht den Verstand“ so schloss er seinen interessanten und hochinformativen Vortrag.
 
Den zweiten Teil der Veranstaltung bestritt dann Dr. Jan Hajto aus München. Er begann seinen Vortrag mit einer kulturhistorischen Betrachtung des Handwerks und den Besonderheiten der Wertschöpfung durch Hände. Aber sowie der Möbelschreiner fast ganz, aber nicht vollständig durch IKEA ersetzt wird, so ergeht es dem Handwerk in fast jedem Bereich, wegen der hohen Kosten wird die Produktion entweder in Billiglohnländer ausgelagert oder die Fertigung wird industrialisiert. 

 

Beim Design am Computer (CAD) lasse sich heute fast alles machen: Brücken, Gerüste und sogar schon MEGs.
Danach ging Dr. Hajto auf die verschiedenen Methoden des Manufactoring mit CAM ein.
Beim abtragenden Schleifen komme man zur stabilsten Keramik, da die Qualität der Rohlinge höher sei als die im Labor gepressten oder gesinterten Werkstücke. Es bestehe auch die Möglichkeit, faserverstärkte Kunststoffe zu fräsen, was vor allem für Langzeitprovisorien interessant sei.
Bei der Additiven Herstellung, dem Lasersintern und der Stereolithographie seien die Anwendungsmöglichkeiten hingegen noch begrenzt.
Dr. Jan Hajto  

 

Das Gebiet bei dem die CAD/CAM Fertigung heute schon die traditionelle Zahntechnik verdrängt hat sind Zirkonoxid-Abutments. Sie sind eigentlich nur so herzustellen. Zusammen mit individuell hergestellten Frontzahnkronen stellen Sie heute das Beste aus beiden Welten dar. So fand die Vortragsreihe im Hörsaal ein versöhnliches Ende. Die Gäste diskutierten noch ausgiebig mit den Referenten beim traditionellen Buffet mit hessischen Spezialitäten.
 

Zuletzt geändert am: 26.09.2012 um 10:55

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