Fortbildung

Frühjahrsfortbildung 2012

Fortbildung >> Rückblick


Zur Versorgung einer Einzelzahnlücke gibt es viele Konzepte. Doch wie sieht es aus, wenn der Patient eine Überkronung ausschließt und ein Implantat auch nicht in Frage kommt. Welche Hilfestellung können moderne Haftvermittlersysteme und Composites liefern, um die Patienten adäquat und dauerhaft zu versorgen?
 
 Composite – Mehr als nur Kunststoff?

 

 

Prof. Dr. Dr. Robert Sader – Präsident des Zahnärztlichen Vereins zu Frankfurt am Main von 1863 e.V. – stellte in seinem Grußwort heraus, welche Bedeutung eine Implantation hat, aber auch, dass der Wachstumsmarkt Implantologie zurzeit auf hohem Niveau stagniert. Auf der anderen Seite gibt es einen Wachstumsmarkt, nämlich auf dem Gebiet der Composites. Ständige Neuerungen mit neuen Bonding-Systemen oder neuartigen Kunststoffen kommen in die Praxen und damit zur Anwendung. So fanden zwei Referenten den Weg nach Frankfurt in das Zentrum für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde Carolinum, um von ihren Erfahrungen der Restaurationen mithilfe von Composites zu berichten.
   Prof. Dr. mult. Robert Sader
Zuerst startete Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle mit seinem Vortrag über die alternative Versorgung der Einzelzahnlücke mit Composites, was nicht zu den alltäglichen Konzepten gehört. Kommen kieferorthopädische, chirurgische oder prothetische Konzepte aus welchen Gründen auch immer nicht in Frage, so kann man für den Seitenzahnbereich getrost die Schließung der Lücke mithilfe von Composite-Techniken vorschlagen.
Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle  

Zählt für das Auge des Betrachters in der Front die Symmetrie, so gilt dies nicht für den Seitenzahnbereich. Dort kann man nach einem Mock Up mit Composite auf unbehandeltem Zahnschmelz die Lücke zunächst zur Ansicht für den Patienten schließen, so dass dieser sich auf die Optik bzw. Ästhetik des Lückenschlusses einstellen kann.

Es wird dann eine cervicale Stufe mit Flow-Composite angelegt, welches mit wenig „festem“, pastösem Composite angereichert wird und schichtweise gehärtet, wie gewohnt. Danach wird weiter ohne Flow gearbeitet, um die Konturen auszuformen. Letztlich wird der Approximalkontakt erst zum Schluss hergestellt unter Separation und Zuhilfenahme von Holzkeilen. Es bietet sich an, die Lücke vorher mit einer Parodontalsonde auszumessen, um eine Vorstellung der Breite zu erhalten und wie viel von jeder Seite aufgebaut werden muss. Mehr als eine Prämolarenbreite sollte nicht aufgebaut werden. Der Patient wird stets über die Kompromisshaftigkeit informiert, allerdings wurden eindrucksvolle Bilder von 7-10 jähriger Tragedauer gezeigt, die Mut machen und die Stabilität einer guten Composite-Lückenmanagement-Behandlung untermauern.
 
Den zweiten Vortrag über die minimal-invasivste Therapieform Composite-Füllungen bestritt Dr. Wolfgang Boer. Es ist unbestritten, dass unsere Bevölkerung immer älter wird und der Altersdurchschnitt steigen wird. Demzufolge wird mit der Überalterung unserer Gesellschaft der Bedarf an konservierenden Therapieformen steigen. Nicht selten spielen Zahnhalsdefekte eine Rolle, die durch langjähriges traumatisches Einwirken von Zahnbürsten mit harter Qualität und abrasiver Zahncreme vorangetrieben werden.
  Dr. Wolfgang Boer

Aber auch zunehmend kleine versteckte kariöse Defekte, die man mit kleinsten rotierenden oder ultraschallaktivierten Ansätzen bearbeiten kann, nehmen in Anzahl zu. Dr. Boer stellte sein Procedere bzgl. Rekonstruktion von Kantenfrakturen großer und kleiner Dimensionen vor.  Dr. Boer geht  lieber den Weg über die Abdrucknahme und Wax Up auf dem Modell. Dabei erschließen sich viele Merkmale des zu modellierenden Zahnes, sodass in Ruhe auf dem Modell „trainiert“ werden kann, was zu einem späteren Zeitpunkt im Munde des Patienten nachvollzogen wird. Bei größeren Eckenaufbauten wird mehr Dentin-Farbe verwendet, um den dunklen durchscheinenden Effekt zu blocken. Stets wird palatinal begonnen, und zwar ohne Schmelzmassen. Diese palatinale „Shell“ wird dünn gehalten, ein weißes Opak-Flow für den Halo-Effekt reicht in dünner Schichtstärke am Rand, ansonsten können bei Bedarf Mamelons für eine gute Ästhetik modelliert werden. Zum Schluss wird mit der Oberflächentextur der Rand der Restauration getarnt. Mit Längsrillen wird das Auge des Betrachters effektiv getäuscht.

Abschließend konnte bei geselligem Beisammensein, wie es ja schon gute, alte Tradition beim Zahnärztlichen Verein ist, hessische Spezialitäten genossen werden.

 

von Dr. Thomas Staudt

 

Zuletzt geändert am: 26.09.2012 um 11:13

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