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Herbsttagung 2021 |
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Nachdem der Tag der offenen Tür der Landeszahnärztekammer Hessen und die Herbsttagung des Zahnärztlichen Vereins zu Frankfurt am Main im Jahr 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie ausfallen mussten, konnte in 2021 die Veranstaltung wieder ihren gewohnten Gang nehmen. Und dennoch gab es Neuerungen in der langen Tradition dieser Tagung.
Eine Neuerung ergab sich durch die pandemische Lage und dem somit notwendig gewordenen Hygienekonzept. Hierdurch wurde die Zahl der Teilnehmer leider auf 30 anwesende Personen beschränkt, ist die Veranstaltung in den vergangenen Jahren doch immer ein Garant für ein übervolles Haus gewesen. Daraus ergab sich die weitere Neuerung, dass nämlich die Teilnehmer (über 100 weitere Teilnehmer) auch online zugeschaltet waren und somit an der Tagung teilnehmen durften, wodurch sich die Möglichkeit eröffnete Fragen zu den verschiedenen Themenkomplexen in einer Chatfunktion zu stellen, welche dann von den Referenten beantwortet wurden.
Die Begrüßung aller Teilnehmer fand durch das Vorstandsmitglied der Landeszahnärztekammer Hessen statt – Dr. Doris Seiz.
Prof. Dr. mult. Robert Sader begrüßte im Anschluss alle Anwesenden und herzlich auch alle Online-Teilnehmer, um dann mit einem Bericht zur Lage im Carolinum fortzufahren. Die Zahnmedizin ist gut durch die Zeit gekommen, letztlich wurden bis dato „nur“ 3 Covid-19-Infektionen festgestellt. |
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Dr. Doris Seiz |
Bevor es mit den Referenten in den interessanten Tag ging, wurde der erste Preisträger des Friedrich-Kreter-Promotionspreises vorgestellt. Es handelte sich hierbei der Chronologie entsprechend um den Preis aus dem Jahre 2020 und die Urkunde, sowie das Preisgeld in Höhe von € 1.000, - den Bembel mit Füllungsstarthilfe in Form von Apfelwein, einen Blumenstrauß und das Buch zur Geschichte des Zahnärztlichen Vereins. Dies alles wurde feierlich an Herrn Dr. Jonas Breunig von der Universität Regensburg überreicht, der seine Promotionsarbeit mit dem Titel „Effektivität einer Fluoridlackapplikation zur Prävention von White-Spot-Läsionen, Plaque und Gingivitis während festsitzender kieferorthopädischer Therapie in Abhängigkeit des individuellen Kariesrisikos – zwei randomisiert-kontrollierte klinische Studien“ vorstellte.
Nach dem ersten sogleich die zweite Preisträgerin aus dem Jahre 2021 vorgestellt. Sie promovierte in Düsseldorf, arbeitet aber mittlerweile an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main in der Abteilung von Prof. Dr. Frank Schwarz. Es handelte sich um Frau Dr. Carla Schliephake und sie freute sich über Gewinn des Preises und auch sie erhielt aus den Händen unseres | |
Dr. Breunig Dr. Schliephake Prof. Sader |
Vereinspräsidenten Prof. Dr. mult. Robert Sader den Scheck, den Bembel nebst Füllung, einen Blumenstrauß und das Buch zur Geschichte des Vereins. Ergebnisse aus ihrer Dissertation trug sie später im Rahmen des Tagungsprogramms vor.
Es folgte das Hauptprogramm mit dem Titel „eine Abteilung stellt sich vor“. Prof. Dr. Frank Schwarz aus dem Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Carolinum Zahnärztliches Universitäts-Institut gGmbH in Frankfurt am Main. Prof. Schwarz, der nun bereits 4 Jahre Direktor der Abteilung für zahnärztliche Chirurgie ist, wurde sehr herzlich als Mentor der Abteilung vorgestellt. Prof. Dr. mult. Robert Sader beschrieb belobigend seine Verdienste im und für das Carolinum als harmonische Zusammenarbeit. Aber nicht nur die menschliche Komponente steht im Vordergrund, sondern auch 50 Impact-Punkte pro Jahr in der wissenschaftlichen Tätigkeit, diverse EU-Projekte, die durch Prof. Schwarz nach Frankfurt geholt wurden und ein deutliches mehr an Auftreten des Fachbereichs der Oralchirurgie.
Der erste Vortrag des Tages begann mit Dr. Puria Parvini – der Anfang Mai habilitierte – und mit Dr. Georgia Trimpou und dem Thema Sofortimplantation. Neue Aspekte verdienen zunächst einen Rückblick. Mit dem „One-Abutment-One-Time“-Konzept wurde die Implantation morgens vorgenommen, um dann den ganzen restlichen Tag nach analoger | |
Dr. Parvini Dr. Trimpou |
Abformung die prothetische Versorgung vorzunehmen. Vorteile des Konzepts sind der Erhalt von Hart- und Weichgewebe, der Erhalt des natürlichen Emergenzprofils, eine Reduktion der Behandlungszeit, eine geringere Anzahl von Sitzungen und eine weniger invasive Intervention. Der nächste Programmpunkt war die Vorstellung der Ergebnisse der Dissertation von Dr. Carla Schliephake als Preisträgerin des Jahres 2021. Der Titel „Experimentelle Untersuchung zur vertikalen Kieferkammaugmentation unter Verwendung autogener Zahnwurzeln“ bezieht sich auf eine gewisse Häufigkeit von Knochenaufbauten nach Zahnextraktionen.
Hierfür eignet sich der Zahn als Alternative zum Knochenaufbau mit Fremdmaterial. Der Knochen und der Zahn ähneln sich substanziell. Für die Studie wurden zwei Gruppen gebildet mit Wurzeln die vor Augmentation nicht und vor Augmentation zwingend autoklaviert wurden. Es wurde ein Knochendefekt geschaffen und die extrahierte Wurzel dem Defekt angepasst und verschraubt. Die histologische Analyse nach Probenentnahme ist vielversprechend und es zeigen sich zusammenfassend, dass die Transplantation von extrahierten Zahnwurzeln als Alternative empfohlen |
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Dr. Schliephake |
werden kann.
Nach einer kurzen Pause stellten Dr. Amira Begic und Dr. Ausra Ramanauskaite ein Konzept zur Therapie periimplantärer Infektionen vor, die eine Häufigkeit von ca. 22% aufweisen, wobei ein etwa doppelt so hoher Wert besteht für die periimplantäre Mukositis. Die verschiedenen nicht-chirurgischen Therapiemethoden liegen in der Anwendung von mechanischem subgingivalem Debridement mit Küretten und Pulverstrahlgeräten. Dies ist allerdings nur im Anfangsstadium erfolgversprechend. Im fortgeschrittenen Zustand wird eine nicht-chirurgische Intervention mehr oder weniger als Vorbereitung empfohlen. Die Unterscheidung der Knochendefektmorphologie ist wichtig für das weitere Procedere. Der wichtigste Aspekt ist die Entfernung des Biofilms von der Implantatoberfläche, z.B. hilft eine Titanbürste bei der Reinigung oder die Implantoplastik.
Dr. Karina Obreja, die ihrerseits ebenfalls vor Kurzem habilitiert hat und ein langjähriges Vorstandsmitglied im Zahnärztlichen Verein ist und Dr. Yanislava Lermen stellen Aspekte der oralen Medizin und Mundschleimhauterkrankungen vor.
Hierbei wird allgemein empfohlen, die Patienten 2-mal jährlich zu inspizieren neben der Erhebung allgemeinen Anamnese, die ebenfalls einen wesentlichen Aspekt darstellt, denkt man z.B. an Alkoholabusus oder Tabakkonsum. Die lichenoide Veränderung stellt einen Großteil der Veränderungen dar. Eine Bürstenzytologie dient als hilfreiches Instrument zur Diagnoseabsicherung. | |
Prof. Schwarz Dr. Obreja Dr. Lermen |
Bei 850 untersuchten Patienten fanden sich 4% mit bösartigen Veränderungen, das sind 34 Patienten. „Nehmen sie sich 90 Sekunden Zeit für die systematische Betrachtung der Mundschleimhaut“, insbesondere der High Risk Zonen, damit eine Entartung möglichst über einen langen Zeitraum vermieden werden kann, lautete der Aufruf der Referentinnen
Das letzte Thema der Tagung wurde dem Hauptthema der letzten 1 ½ Jahre gewidmet. Prof. Dr. Frank Schwarz zeigte auf, was wir aus der Covid-19-Pandemie für die zahnärztliche Praxis lernen können.
Daten aus Frankreich zeigten noch in der ersten Welle, dass für niedergelassene Zahnärzte eine Prävalenz von 1,9% und für das Assistenzpersonal eine Prävalenz von 0,8% festgestellt. Das Übertragungsrisiko wurde von allen Beteiligten als insgesamt niedrig eingestuft, aber bei den aerosolgenerierenden Verfahren ist nach wie vor die bekannte Schutzmaske empfohlen, wie z.B. FFP2-Maske, Face Shield und Schutzbekleidung. Eins bleibt aber insgesamt sicher, die Zahnmedizin ist als systemrelevanter Sektor der Medizin schon immer gut mit Infektionsrisiken umgegangen und ist generell mit einer ausgeklügelten Hygienekette gut gewappnet und aufgestellt. Wenn jeder Patient als mögliche Infektionsquelle betrachtet wird, wird immer ein ausreichender Schutz vorhanden sein, da Mikroorganismen in der zahnärztlichen Therapie stets durch Speichel und Blut übertragen werden könnten.
In der sich anschließenden Diskussion fasste Prof. Sader zusammen, dass es keine Datenlage dazu gibt, dass sich Covid-19 auf Aerosole auflagert, was offenbar mit der Oberflächenspannung von H2O zu tun hat und der Molekülgröße, es gibt laut Dr. Gottschalk – dem ehemalige Leiter des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main – keine Daten dafür, dass | |
Prof. Schwarz Prof. Sader |
eine FFP2-Maske überhaupt effektiv schützt.
Laut einer Umfrage der Bundesärztekammer gibt es in den Praxen keinen Unterschied, ob eine FFP2-Maske oder ein normaler Mund-Nasenschutz getragen wird. Weiterhin ist gezielte Aufklärungsarbeit von Seiten der Politik über den Sinn von Schutzimpfungen notwendig. Das Bezahlen der Antigentests ist ein dezenter Hinweis auf eine politisch gewollte Impfpflicht, den es bei Masern schon gibt.
Den Schlusspunkt der Veranstaltung bildete wieder das allseits beliebte Austauschen über die gewonnenen Einsichten beim Buffet und der Ausblick auf kommende Veranstaltungen, die in der Zukunft wohl wieder ein Stück weit „normaler“ ablaufen werden.
Zuletzt geändert am: 30.10.2021 um 10:58
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