Fortbildung

Herbsttagung 2023

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Ein schöner warmer Spätsommertag führte zahlreiche Besucher nach Frankfurt, um der gemeinsamen Herbsttagung der Landeszahnärztekammer Hessen und des Zahnärztlichen Vereins zu Frankfurt am Main von 1863 der traditionellen Veranstaltung „Eine Abteilung stellt sich vor“ beizuwohnen und neueste Ergebnisse aus Forschung und Klinik begeistert und gespannt aufzunehmen.

In Hessen dominiert derzeit das Wahlkampfthema, welches es unmöglich macht, neue Dinge bei der hessischen Landesregierung vorzutragen und Gehör zu finden. Daher gibt es nur eine einzige Chance – nämlich bei der Protestaktion „Zähne zeigen“ eifrig weiterzumachen, um unsere akuten Standpunkte offen zu kommunizieren, so begrüßte die Präsidentin der Landeszahnärztekammer Hessen Dr. Doris Seiz das Auditorium. Mit einem Ausblick auf die Aktivitäten der Kammer in Bezug auf die Beseitigung des Fachkräftemangels und neue Konzepte zur Validierung/Hygiene schloss sich die Begrüßung des Präsidenten des Zahnärztlichen Vereins an. Prof. Dr. mult. Robert Sader hieß alle Teilnehmer herzlich willkommen. Er ging auf den Fachkräftemangel auch an der Universität ein, schlug einen Bogen über die neue Approbationsordnung und resümierte, dass sich die Patientenzahlen in den letzten 19 Jahren praktisch halbiert haben.

Mit einer kleinen Randbemerkung in Richtung Berufspolitik im Hinblick auf das Thema der folgenden Präsentation bzgl. MKG/Oralchirurgie, kündigte er als einen der Haupttagungspunkte mit der Vorstellung der diesjährigen Preisträgerin des Friedrich-Kreter-Promotionspreises Frau Dr. Sandra Kallab aus der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie und Implantologie unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Schwarz aus Frankfurt an. Sie promovierte mit dem Titel:

Prof. Dr. Sader       Dr. Kallab

 

„Die intravenöse Sedierung mit Midazolam bei oralchirurgischen Eingriffen – eine retrospektive Auswertung“. Sedierende Maßnahmen dienen der anxiolytischen, antikonvulsiven, muskelrelaxierenden und anterograd amnestischen Wirkung zur Erhöhung der Behandlungskooperation. Bei 226 Patienten mit operativen Eingriffen verlief die Sedierung komplikationslos, bei lediglich 3 Patienten kam es zu einem operativen Abbruch der Therapie und bei 2 Patienten wurden paradoxe Reaktionen beobachtet, sowie trat eine Übelkeit auf. Es wurden ein Frankfurter Vereinsbembel nebst Erstbefüllung, sowie die Urkunde, ein Blumenstrauß und der Scheck in Höhe von € 1.000, - überreicht.

Danach folgte der Vorlesungsteil unter der Leitung von Prof. Dr. James Deschner aus der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Nach wie vor stellt die Forschung auf dem Gebiet der Interaktionen zwischen Parodontitis und Systemerkrankungen ein großes Arbeitsfeld dar.

So existiert bereits eine Reihe von Erkenntnissen über mannigfaltige Zusammenhänge. Aus dem mikrobiellen Angriff in der parodontalen Tasche entsteht eine immunentzündliche Wirtsantwort mit Auswirkungen auf den Weichgewebe- und Knochenmetabolismus. Dabei spielen eine Reihe von Co-Faktoren u.a. erbliche Genese, sowie Rauchen und/oder weitere Vorerkrankungen eine Rolle. Mithilfe einer zielgenauen individuellen Parodontitistherapie können sich Verbesserungen auf den jeweiligen Krankheitsverlauf zeigen. Als zwei wegweisende Beispiele seien hier nur die Senkung des Blutzuckerspiegels
  Prof. Dr. James Deschner

bei vorliegender Diabeteserkrankung genannt und die Verbesserung der Karotis-Intima-Dicke mit gleichzeitiger Verbesserung der Endothelfunktion.

Im folgenden Vortrag von Dr. Jens Weusmann wurde das Thema Luft-Pulver-Wasserstrahlen in der Zahnmedizin vorgestellt. Zuerst kamen solcherart Geräte zur Kavitätenpräparation zum Einsatz, um später die Erweiterung zu einem abrasiven System zu erfahren, welches enorm hilfreich bei der Entfernung supra- aber auch bei vorsichtigem Umgang mit der Technik, subgingivalen Biofilms eingesetzt wurde. Es folgte die Vorstellung verschiedener Pulvermaterialien zu verschiedenen Indikationen und es wurde stets herausgestellt, dass die Systeme für einen alleiniger Einsatz z.B. zur Entfernung von Konkrementen nicht geeignet sind, sondern der Einsatz nur adjuvant empfohlen wird. Bestimmte Zusätze in Pulversystemen können das Zellüberleben in den gingivalen Taschen negativ beeinflussen.

Bei der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation von PD. Dr. Vicky Ehlers vorgestellt, wurde zunächst zwischen der Therapie mit und ohne Schmelzdefekte der 1. und 2. Dentition unterschieden. Sie stellte heraus, dass in reichen Ländern mehr MIH beobachtet wird, sowie in Städten mehr Fälle als auf dem Land. Und die frühkindliche Karies befindet sich auf dem Vormarsch. Da die Ätiologie immer noch als unklar bezeichnet werden kann, ist eine vermehrte Forschung auf dem Gebiet zu begrüßen. Die Therapie startet mit einem umfangreichen Prophylaxe-Konzept mit engmaschigen Kontrollen und Fluoridierungsmaßnahmen, von Versiegelungen bis hin zu Composite-Füllungen und auch Stahlkronen bei der ersten Dentition, sowie definitive Überkronungen im Erwachsenenalter.

Dr. Anna Damanaki führte durch das folgende Thema Mundschleimhauterkrankungen und definierte, dass jede Abweichung von der Norm als solche zu bezeichnen ist. Wobei sich einige erst im späteren Lebensalter zeigen. Sie appellierte an die Behandler, sich wenigstens 30 Sekunden Zeit bei der Routineuntersuchung für die Inspektion der Schleimhäute vorzunehmen. Das geht schnell und dient der Erhaltung der Lebensqualität. Natürlich muss auch bei der Betreuung der Senioren mit Pflegebedarf auf eine Inspektion geachtet und das entsprechende Personal dafür geschult sein. Letztlich geht es um das Erkennen der Erkrankungen, es folgt die Therapie oder die Überweisung an geeignete Praxen oder Einrichtungen zur adäquaten Therapie.

Der letzte Teil der Veranstaltung wurde von Dr. Adriano Azaripour mit dem Thema „Parodontales/Periimplantäres Weichgewebe“ gestaltet. Anhand einiger Slides aus seiner Präsentation demonstrierte er, dass die Weichgewebedicke sich positiv auf Knochenschwund an Implantaten auswirkt und zeigte Fälle von Verdickung der periimplantären Situationen. Diese erfolgten mit einem freien Gingiva-Transplantat aus dem Gaumen. Hierfür wurden Entnahmetechniken präsentiert. Letztlich wird bei dünner Schleimhaut gerne auf die Tunneltechnik zurückgegriffen, die ebenfalls eine gute Prognose erweist.

Dr. Weusmann   Dr. Seiz    Prof. Dr. Sader    Prof. Dr. Deschner    Dr. Damanaki   Pd Dr. Ehlers    Dr. Azaripour

Im Anschluss an den bunten Vortragsreigen, konnten die Teilnehmer bei einem hessischen Buffet die Erkenntnisse entsprechend vertiefen und aus eigenen Fällen und Erfahrungen miteinander diskutieren und vergleichen.

Zuletzt geändert am: 26.10.2023 um 14:31

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